Conan, der Barbar

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Rückblick: Sword & Sorcery-Abenteuer von John Milius & Oliver Stone.

Wenn man heute von Fantasy spricht, ist der gemeinsame kulturelle Meilenstein ganz klar Tolkiens Herr der Ringe. Doch zwei Jahrzehnte bevor dieser Bilder von wackeren Zwergen, mächtigen Zauberern und epischen Schlachten in die Köpfe seiner Leser zauberte, war Robert E. Howards Conan bereits eifrig dabei, Gruften zu plündern, Monster zu zerhacken und Jungfrauen vor bösen Kulten zu retten – und wenn sich das nach einer guten Zusammenfassung der Taten eures World of Warcraft- oder Dungeons & Dragons-Charakters anhört, dann liegt das daran, dass Howards Einfluss auf die moderne Fantasy noch immer unterschätzt wird. Es ist nur passend, dass auch die Filmadaption von Conan der Herr der Ringe-Reihe von Peter Jackson zwei Jahrzehnte voraus war – doch auch hier stinkt der grobe Cimmerier gegen Tolkiens Hobbit-Bande ab, zumindest was das kulturelle Gedächtnis angeht. Was ein gottverdammtes Verbrechen ist, weil Conan, der Barbar (1982, niemand redet über das Remake) der vielleicht beste Fantasy-Abenteuerfilm aller Zeiten ist. Ganz recht. Suck it, Tolkien!

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X-Men: Apocalypse

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Jüngstes Superhelden-Gericht von Bryan Singer.

Die X-Men-Filme sind ein ulkiges Tier: Einerseits war der erste Teil (2000) dem heutigen Superhelden-Hype voraus, andererseits ist das damit am längsten laufende Capekino-Franchise auch von einigen ziemlich miserablen Einträgen gebeutelt. Seit dem Zeitsprung in die jüngere Variante des Teams in X-Men: First Class (2011) und dem damit verbundenen Wiedereinstieg von Chef-Cerebro Bryan Singer liegt man wieder auf stabilem Kurs, hat aber ein neues Problem, welches ausgerechnet Deadpool in seinem eigenen Film so treffend auf den Punkt gebracht hat:

McAvoy or Stewart? These timelines are confusing.

Die Comic-Vorlage Age of Apocalypse spielt selbst in einer alternativen Zeitlinie, in der die etablierten Charaktere zusammen mit einem Haufen neuer Rekruten neu eingeführt werden – und damit haben wir jetzt mehr oder weniger den kritischen Punkt erreicht, an dem die Film-Kontinuität fast so komplex und verwirrend ist wie die der Comics. Aber taugt der neue Film jetzt auch allein was oder ist die Kiste wirklich nur noch was für die Straight-X-Geeks?

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Neonomicon

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Lovecraft-Horror-Orgie von Alan Moore & Jacen Burrows.

Alan Moore ist bekanntlich hauptberuflicher Exzentriker. Auf der einen Seite ist er der vielleicht größte Titan des modernen Comics, andererseits ist er über die letzten Jahrzehnte immer mehr zum grummeligen Eigenbrötler geworden. Schuld daran war die Verfilmung von seinen Meisterwerken V for Vendetta (2005) oder auch Watchmen (2009), gegen die er sich mit allen Mitteln wehrte – wobei er schlussendlich sowohl auf eine Entfernung aus den Credits als auch einen kompletten Verzicht auf Einnahmen in Millionenhöhe bestand. Der Grund für diese Entscheidung findet sich in seinem lebenslangen Kampf für die Anerkennung des Comics als eigenständiges, erwachsenes Medium für Geschichten, die eben nicht einfach auf die Leinwand übertragen werden können. Als er sich ernüchtert und pleite auf der Verliererseite dieses Kampfes wiederfand, schrieb er sein vielleicht düsterstes, menschenfeindlichstes Material – scheinbar als Protest gegen die Hochglanzproduktionen, zu denen Hollywood seine Arbeit verwurstet hatte. Das Ergebnis ist ein verstörend-expliziter Blutrausch aus Sex, Gewalt und – naja – sexueller Gewalt, welcher so weit wie möglich von Kinderaugen ferngehalten gehört. Aber wir sind ja schon groß, ne?

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House of Leaves

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Literarisches Horror-Puzzle von Mark Z. Danielewski.

This is not for you.

Dieser Satz steht drohend, aber auch herausfordernd auf der ansonsten völlig leeren ersten Seite von Danielewskis Roman. Ein schnelles Durchblättern der folgenden Seiten, deren Layout mal geordnet, mal in Form und Farbe wild aufgebrochen und durch eine Vielzahl voneinander unabhängiger Textstränge chaotisch zerrissen scheint, macht schnell deutlich: Dies ist kein gewöhnliches Buch mit einer linearen Narrative. Es ist ein Rätsel, ein Geheimnis, aber eines von der Sorte, die nicht gelöst werden will, vielleicht gar nicht gelöst werden sollte. Und je tiefer man in diese Mysterien hinabsteigt, desto mehr nistet sich der kriechende Schrecken fetzenhafter Erkenntnis im Hinterkopf ein. Bitte lies nicht weiter.

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