Preacher

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Ketzerischer Gothic-Western von Sam Catlin, Evan Goldberg & Seth Rogen.

Die Preacher-Comics von Garth Ennis und Steve Dillon (1995-2000) sind emblematisch sowohl für das Lebenswerk von Garth Ennis als auch für DCs Vertigo-Imprint: Die Inhalte sind anarchistisch, bitterböse und grenzüberschreitend, zeichnen sich aber auch durch ihren schwarzen Humor und eine filterlose Erkundung menschlicher Abgründe aus. Man möchte meinen, dass bei der Übersetzung zu einer Fernsehserie eine Menge geschnitten und zensiert werden muss, aber Pustekuchen: Die TV-Adaption ist genau so blutig und abgefuckt wie die seinerzeit schon hart umstrittene Vorlage – ein abgedrehter Höllentrip, aber wirklich nix für zartbesaitete oder gottesfürchtige Naturen.

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Mr. Robot

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Psychothriller (mit Hackern drin) von Sam Esmail.

Aus dem bodenlosen Fass voller Serien, die deine Freunde oder Internet-Communities dir empfehlen, für die du dir aber wegen des nicht besonders vielversprechend klingenden Klappentextes keine Zeit genommen hast, kommt auch Mr. Robot gekrochen – kein niedlicher Spielzeug-Roboter, sondern ein zeitkritischer Thriller über einen emotional verarmten und geistig zerrissenen Superhacker. Und so belanglos dieser Klappentext auch klingen mag, vielleicht solltest du Mr. Robot aufgrund seines packenden Arsenals an filmischen und erzählerischen Kniffen doch eine Chance in deinem Abendprogramm geben. Aber was habe ich dir schon zu sagen? Schließlich habe ich dich nur erfunden. Ich habe dich erfunden, um gegen das unbequeme Gefühl anzukämpfen, dass meine hastig getippten Produktrezensionen (wie wir beide wissen, lediglich hohle Akte der Selbstdarstellung) nicht einfach bedeutungslos in der Fülle aus Signalen in den sozialen Netzwerken untergehen. Lass uns also so tun, als ob. Mir zuliebe.

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Game Of Thrones, Season 6

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Das Gegenteil von Heroic Fantasy von David Benioff & D.B. Weiss.

An dieser Stelle muss wohl kaum noch ein Wort darüber verloren werden, warum Game of Thrones heißer Scheiß ist. Der unglaubliche Welterfolg dieser TV-Serie gewordenen Reihe von Fantasy-Türstoppern hängt zu großen Teilen damit zusammen, dass sie sehr bewusst die Konventionen der Helden-und-Drachen-Herzensbrecher aus dem Fenster schmeißt. „Valar Morghulis“ heißt es da so schön, hoch-valyrisch für „Wir haben kein Problem damit, Publikumslieblinge unzeremoniell abzumurksen“. Die Intrigen und Schlachten rund um den Eisernen Thron sind so unfair und herzlos wie unsere eigene Geschichte – und diese über mittlerweile 5 Staffeln etablierte Faustregel macht auch vermeintliche Filler-Episoden nervenaufreibend spannend. Die 6. und neueste Staffel erinnert auf eindringlich-brutale Weise an diese Wahrheit und ist dabei auch noch eine meisterliche Lehrstunde in Spannungsaufbau und Katharsis: Nach vielen Jahren der Positionierung scheinen die Schachfiguren nun endlich in Stellung für den alles entscheidenden Zug. Und auf einmal scheint alles wieder offen…

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Doctor Who: Series 9

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Science-Fiction-Märchen von Steven Moffat.

Ich bin mit konzeptuellen SF-Romanen, einer Liebe fürs Theater und einer moralischen Erziehung zu Pazifismus und Nächstenliebe aufgewachsen: Doctor Who wurde einzig und allein für mich gemacht, da bin ich mir mittlerweile ziemlich sicher. Die Abenteuer des Time Lords, der gemeinsam mit Sterblichen durch Zeit und Raum hüpft, erfüllen mich mit kindlichem Staunen über die wundervoll kreativen Reiseziele – und mit erwachsener Bewunderung für die vertrackten Zeitreise-Plots, cleveren Dialoge und klassisch ausgebildeten britischen Schauspieler. Selbst eine halbgare Episode Doctor Who liegt Lichtjahre vor all dem, was sonst so im Fernsehen läuft. Und eines vorweg – die 9. Staffel bietet einige der besten, aufregendsten und tragischsten Abenteuer, die der Doctor je erlebt hat.

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Rick and Morty

RickandMorty

Zeichentrickserie von Dan Harmon & Justin Roiland.

Ich habe einen Hang zu begeisterten Übertreibungen und enthusiastischen Superlativen, wenn ich die Dinge beschreibe, die mir am Herzen liegen. Darum ist die folgende Aussage wahrscheinlich mit einer gesunden Dosis Skepsis zu genießen: Die hässliche kleine Cartoonserie Rick and Morty ist momentan mein Lieblings-Entertainment-Ding auf Erden. Diese Adult Swim-Produktion kombiniert clevere Science Fiction mit menschlich-neurotischen Figuren, die Erforschung der Abgründe menschlicher Psyche mit exzentrischem Humor. Und das Ergebnis ist glorreich, schlau und zum Brüllen komisch.

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Puella Magi Madoka Magica

Madoka Magica

Magical-Girl-Anime-Serie von Shaft.

Karten auf den Tisch: Ich bin kein Anime-Mensch und kann mit den Mangas und Serien da draußen in etwa so viel anfangen wie mit einem durchnässten Telefonbuch von ’78. Ich bin zwar mit diversen Pokemons und Dragonballs aufgewachsen, habe aber irgendwann wohl beschlossen, dass japanischer Zeichentrick nicht meine Welt ist. Schuld daran sind wohl kulturelle Barrieren und eine persönliche Abneigung gegen die Ästhetik der gängigen Zeichenstile. Exponat 1 soll heute das Bild über diesem Beitrag sein: Dort sehen wir bis zum Erbrechen verniedlichte Schulmädchen, die in Kleidung und Mimik auf gruselig-unangenehme Weise in ihrer Unschuld fetischisiert werden. Während die kurzen Röcke und farblich sortierten Frisuren mit viel Detailarbeit gestaltet wurden, sind die Gesichter kantig-geometrisch, merkmallos und komplett austauschbar. Und natürlich darf auch das Fantasie-Schoßtier nicht fehlen, welches möglichst viele Merkmale von niedlichen Tierbabys miteinander kombiniert, um maximale Marktwirksamkeit zu erreichen. So weit, so würg.

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