Neil Gaiman: American Gods

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Mythologie-Americana von Neil Gaiman.

Es geschehen noch Zeichen und Wunder: Während der Trailer zu Stephen Kings Dark Tower-Film-Adaption mich noch unsicher zweifeln lässt, wurde ich diese Woche mit der ersten Episode einer TV-Serie überrascht, die eines meiner absoluten Lieblingsbücher so selbstverständlich in angemessen abgefahrene Bilder und Töne übersetzt, dass es mir eine quietschende Freude ist. Die Rede ist von Neil Gaimans American Gods, die Episoden der Starz-Serie erscheinen ab jetzt wöchentlich für lau bei Amazon Prime. Wer noch nicht überzeugt ist, seinen Freunden einen Schritt voraus sein will oder sich nach der Pilotfolge fragt, was zur Hölle er da gerade gesehen hat, den möchte ich herzlich zu einem Blick ins Buch ermutigen. Denn während ich noch den Rest der Staffel vor einem definitiven Urteil abwarten möchte, kann ich ein solches schon über die Vorlage fällen: Sie ist sehr gut.

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Wie blöd ist Harry Potter and the Cursed Child?

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Pottheater von J.K. Rowling, John Tiffany & Jack Thorne.

Verzeih mir, ich breche schon wieder mit meiner Positivitäts-Agenda. Aber da ist wieder so eine Tirade, die raus muss. Weil ich in den letzten Monaten viele gute Zeitreise-Geschichten gefressen habe – und eine grottenschlechte. Denn dieses Harry Potter-Stück von letztem Jahr ist zwar vielerorts gescholten worden, aber auch mit diesen durchwachsenen Kritiken gehe ich nicht so richtig mit, weil sie an Besetzung und Beziehungen herumhacken, nur um anschließend die großen erzählerischen Probleme zu ignorieren. Zumindest die gedruckte Variante ist meiner Meinung nach nämlich wirklich, wirklich blöd. Ich hab eine Liste gemacht, so blöd find ich sie!

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Michael Moorcock: Behold the Man

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Deterministament von Michael Moorcock.

Auf der Jagd nach guten Zeitreise-Geschichten treffe ich auf einen alten Bekannten: Fantasy-Autor und Hawkwind-Texter Michael Moorcock schrieb baumdicke Sword & Sorcery-Schinken rund um Helden wie Elric oder Corum, die mich schon als kleiner Junge durch ihre Zerbrechlichkeit und flackernden Moralvorstellungen beeindruckten. Weniger berühmt sind seine Arbeiten außerhalb des Eternal Champion-Multiversums, was zumindest im Falle dieser herzzerreißend menschlichen Parabel rund um einen Zeitreisenden mit Messias-Komplex ziemlich tragisch ist.

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Kurt Vonnegut: Slaughterhouse Five

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Postmoderner Lebensquerschnitt von Kurt Vonnegut.

Science Fiction hat dieser Tage einen bitteren Beigeschmack. Mit jeder düsteren Nachricht, sei es aus den USA oder der unmittelbaren Nachbarschaft, festigt sich die Gewissheit, dass wir irgendwo falsch abgebogen sind und nun in der düsteren Timeline feststecken. Auf der verzweifelten Suche nach einer Möglichkeit, den Durchbruch durch den dimensionalen Schleier zu schaffen und in einer weniger beschissenen Realität zu landen, fällt mir Vonneguts berühmtester Roman in die Hände. Dieser erzählt vom Leben des Autors in einer noch dunkleren Zeit als dieser: Vonnegut überlebte als Kriegsgefangener der Deutschen den Luftangriff auf Dresden – ein Ereignis, welches gerade erst von der AfD zur Holocaust-Relativierung ausgeschlachtet wurde. Im autobiographischen ersten Kapitel von ‚Slaughterhouse Five‘ schreibt er von seinem Wunsch, ein Buch über sein Trauma zu verfassen. Was folgt, ist ein absurder, abgründiger und abgefahrener Heilungsprozess, der mir selber ein wenig geholfen hat.

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House of Leaves

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Literarisches Horror-Puzzle von Mark Z. Danielewski.

This is not for you.

Dieser Satz steht drohend, aber auch herausfordernd auf der ansonsten völlig leeren ersten Seite von Danielewskis Roman. Ein schnelles Durchblättern der folgenden Seiten, deren Layout mal geordnet, mal in Form und Farbe wild aufgebrochen und durch eine Vielzahl voneinander unabhängiger Textstränge chaotisch zerrissen scheint, macht schnell deutlich: Dies ist kein gewöhnliches Buch mit einer linearen Narrative. Es ist ein Rätsel, ein Geheimnis, aber eines von der Sorte, die nicht gelöst werden will, vielleicht gar nicht gelöst werden sollte. Und je tiefer man in diese Mysterien hinabsteigt, desto mehr nistet sich der kriechende Schrecken fetzenhafter Erkenntnis im Hinterkopf ein. Bitte lies nicht weiter.

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