The Thing

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Sci-Fi-Monster-Horror von John Carpenter.

Mein allerliebster Horrorfilm auf der ganzen Welt wird heute 35 Jahre alt – und ist trotz des langen Bartes noch immer um Faktor hundert spannender und gruseliger als das, was sich heute so jedes Jahr zu Halloween durch die Kinos spukt. Als Remake eines Horror-Klassikers von 1951 (der seinerseits eine Verfilmung der John W. Campbell-Novelle ‚Who Goes There?‘ war) steht The Thing in stolzer Tradition – und ist selbst wiederum Vorbild für eine Generation von Horror-Autoren und -Filmemachern. Heute werfen wir einen Blick zurück auf diesen kosmischen Schrecken im ewigen Eis.

Kurt Russells Forschungsstation in der Antarktis ist ohnehin schon ein gottverlassener, einsamer und beklemmender Ort. Doch dann verschafft sich eine bizarre Lebensform von jenseits der Sterne Zugang zu ihrer Basis. Schon bald stellt sich heraus, dass dieses Wesen mordet und das Fleisch seiner Opfer als Tarnung nutzt – und auf einmal steht jeder unter verdacht, ein Monster in Menschengestalt zu sein.

Das Ding aus einer anderen Welt ist mit gutem Recht ein Kultfilm unter Grusel-Freunden. Hier wird nur mit den erlesensten Zutaten gekocht: Isolation, Paranoia, charismatische Haudegen und ein cooles Monster. Schnell sind die Spielregeln etabliert – und dann wird der Zuschauer mit zu einer Mörderparty eingeladen, in der er sich ordentlich in die Hose machen und miträseln darf, wer sich hier verdächtig zeigt.

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Was beim erneuten Schauen auffällt, ist die unglaublich dichte Effizienz des Skripts. Wo die erste Hälfte so ziemlich jeden Teenie-Slashers aus toter Zeit und belanglosem Gefasel besteht, taucht hier in wenigen Minuten die erste Monstrosität auf – und keine Viertelstunde später weiß jedes Mitglied der Gruppe, mit was für einem Ungeheuer man es zu tun hat. So hat man noch einen ganzen Film lang Zeit für die wirklich spaßigen Elemente einer Horror-Achterbahnfahrt: Die kreativen Morde, die Anschuldigungen der Crew und die abgedrehten Viecher. Keine Szene, keine einzige Einstellung ist überflüssig – und inhaltlich bekommt man mehr makabere Ideen als in allen Staffeln American Horror Story zusammen geboten.

Der große Triumph dieses Filmes sind aber natürlich die großartigen praktischen Effekte: Hier wurden mit viel makaberer Detailverliebtheit einige der furchterregensten Kreaturen und verdrehtesten Body Horror-Schrecken der Filmgeschichte gebastelt, zerstückelt und aufgeschnitten.

Diese sollten im gleichnamigen Prequel von 2011 repliziert werden, doch das Studio verlangte eine ab-12-Altersfreigabe und CGI-Effekte: Computeranimationen, die weder das Gewicht noch die verstörende, glitschig-dampfend-organische Präsenz der Schrecken des Originals haben, weshalb dieser Film noch immer so viel besser aussieht als jeder digitale Schrecken.

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Diese Greifbarkeit eines absolut fantastischen Lovecraft-Terrors gibt diesem Schauermärchen eine verstörend realistische Dimension. Die Einsamkeit des Südpols macht die Atmosphäre mindestens ebenso hoffnungslos wie die verloren umhertreibende Nostromo aus Alien. Doch am Ende des Tages sitzen wir hier draußen nicht nur mit einem außerirdischen Monster, sondern auch mit einer Gruppe leicht reizbarer Männer fest, von denen aber keiner ein offensichtlich bösartiger Cartoon-Charakter ist. Das wäre ja auch viel zu einfach. Ihre übermüdete und verzweifelte Paranoia ist absolut nachvollziehbar und macht die Lage nur noch verstörender.

Den Rest tut der ikonisch-bedrohliche Soundtrack von Ennio Morricone, der spärlich eingesetzt dunkle Vorahnungen schürt und den Film mit dem inhaltlich und Russell-technisch verwandten The Hateful Eight verknüpft: So ist der Schatten dieses Ungeheuers noch bis heute spürbar.

Es ist einer dieser seltenen Filme, die so verdammt spannend und grauenvoll sind, dass man bis zur letzten Sekunde glatt vergisst, auszuatmen – und was nach 35 Jahren und dem fünften oder sechsten Durchlauf noch immer solche Macht besitzt, ist wirklich ein unsterblicher Schrecken.


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3 Gedanken zu “The Thing

  1. thegunslinger82

    Du sprichst mir hier echt aus der Seele, denn wenn ich mich entscheiden müsste, wäre „The Thing“ auch mein liebster Horrorfilm. Mit John Carpenter macht man bis „At The Mouth Of Madness“ ohnehin nicht viel falsch.

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  2. Ja, so gesprochen, ganz großes Kino. Kein digitales Effektfeuerwerk, sondern solide Handarbeit. Hier transportieren Schauspieler die Story, das kalte Grauen. Ein echter Diamant im … Eisfach.

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