Marvel’s The Defenders

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Superhelden-Teamup von Douglas Petrie & Marco Ramirez.

Marvel steht für Qualität. Vor 2 Jahren schaffte das Wunderhaus mit Daredevil erfolgreich den Sprung von der großen Leinwand zum kleinen Netflix-Bildschirm, wo fortan nicht minder coole, aber deutlich kleinkalibrigere Superhelden ihre Kämpfe auf den düster-blutigen Straßen New Yorks austragen. Wie ihre großen Kinobrüder schufen diese Helden einen Pantheon, der im Serienevent Defenders nun zusammengeführt wird. Und das geht so: Ein blinder Anwalt, eine Privatdetektivin, ein Unzerstörbarer und eine Kung Fu-Superwaffe gehen in ein Restaurant…

Nach Erreichen ihres fragilen Seelenfriedens ermitteln Daredevil, Jessica Jones, Luke Cage und Iron Fist in eigener Sache in separaten Fällen, die sie alle angesichts einer großen Bedrohung zusammenführt: Die magischen Martial Arts-Megafieslinge The Hand sind zurück – und haben eine alte Bekannte mitgebracht. Nur mit vereinten Kräften kann unsere heroische Halunkenbande hoffen, gegen die übermächtigen Finger der Hand zu bestehen.

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Die Wohligkeit des konstant hochqualitativen Marvel-Outputs wurde für mich dieses Jahr ein wenig von Iron Fist unterbrochen. Da spielte der Ritter der Blumen den Millionärswaisen Danny Rand als einen dauerflunschenden Hipster-Bengel, der in mies choreographierten Kampfszenen langweilige Typen verprügelte. Dieses Päckchen dämpfte meine Begeisterung für das Defenders-Teamup ein wenig.

Tatsächlich bin ich jedoch froh zu berichten, dass gerade Iron Fist vom Schüleraustausch profitiert. Hier muss er nämlich nicht allein die Rolle des Protagonisten schultern, sondern darf der heißblütige Hitzkopf sein, der sich mit den charismatischeren Helden Wortgefechte liefert. Im Gegenzug dürfen die sich dann darüber lustig machen, dass er ne Zauberfaust vom Kampf mit nem Drachen hat.

Allgemein sind die Defenders dann am unterhaltsamsten, wenn sie sich gegenseitig auf die Schippe nehmen und ihre sonst so einzelgängerischen Archetypen mit anderen Helden kontrastieren dürfen – sei es Jessica Jones (ihres Zeichens Heldin der besten dieser Serien, fight me), die sich laut darüber wundert, ob sie die einzige in New York ist, die kein Kung Fu kann, oder die Reaktionen der neuen Mitstreiter auf Matts gruseliges Blindsicht-Dings und das, ähem, Kostüm. So ist auch die beste Episode der Serie die, in der die neu zusammengewürfelten Freunde alle zusammen essen gehen und einfach ne Runde quatschen.

Ein schickes visuelles Konzept ist, dass vor allem zu Beginn der Serie jeder Held ein farbliches Leitmotiv bekommt, welches in Bühnenbild, Kostümen und Farbfiltern stark die Identitäten dieser Menschen aus sehr unterschiedlichen Figuren unterstreicht. Diese verschmelzen dann im Verlauf der Serie gemeinsam mit der Gruppenidentität des Teams zu einem einheitlichen Farbschema.
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Die Bösewichte sind die große Schwäche der Defenders: Wie schon bei Daredevil und Iron Fist wird hart darauf gebunkert, dass der Zuschauer Ninjas cool findet. Ich finde die Hand leider gesichtslos, austauschbar und diffus in ihren halbgaren Plänen. Ein Lichtblick ist aber Sigourney Weaver, die als Mittelfinger (ist das der Chef einer Hand?) persönliche Nuance und Gravitas mitbringt. Hoch anrechnen tue ich den Autoren auch, dass es nur wenige Scharmützel gegen anonyme und leicht besiegbare Ninja-Schergen, stattdessen aber schon früh und dann viele entscheidende Duelle mit namhaften Oberschurken gibt.

Diese Martial Arts-Kloppereien sind nicht so kläglich wie die von Iron Fist, kommen aber auch nicht an die ikonischen Momente von Daredevil heran. Das Problem ist, dass wir in diesen Gefechten häufig allen vier Helden gleichzeitig folgen (eigentlich eine gute Sache) und daher viel und rasch desorientierend hin- und hergeschnitten wird. Dafür bekommen wir gerade gegen Ende ein paar schön gefilmte Duelle mit starkem emotionalem Einsatz und guten Dialogen kredenzt.

Die Defenders strahlen aber nicht in der Schlacht, sondern in ihren ruhigen Momenten – dann, wenn sie sich einen stillen Moment der Charakterentwicklung, einen selbstironischen Gag oder eine Zusammenführung von großen und kleinen Figuren gönnen. Und davon gibt es angenehm viel zu sehen in den nur 8 Episoden, die diese Geschichte leicht verdaulich und angenehm knackig halten. Hätten doch nur mehr Serien dieses Format. Am Ende des Tages schaffen sie nämlich mit einiger Mühe doch das, was die großen Avengers so super macht – man möchte als Zuschauer einfach nur gern eine Weile mit diesen tollen Figuren rumhängen.

 

 

 


Die Defenders und ihre eigenen Serien gibt es auf Netflix zu sehen.

 

 

 

2 Gedanken zu “Marvel’s The Defenders

  1. Abgesehen vom noch schlimmeren Iron Fist ist das meiner Meinung nach die schlechteste der Marvel-Netflix-Serien. Die ersten beiden Folgen sind unerträglich langweilig, das Zusammentreffen der Helden ist anschliessend – selbst für ne Comic-Verfilmung – so mies konstruiert, dass es fast schon weh tut, und auch danach wird die Geschichte nur ganz langsam nicht viel besser.
    Schaut lieber die grossartigen Daredevil und Jessica Jones, the Defenders lohnt sich definitiv nicht.

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  2. Doch, lohnt sich doch. Ich habe die Serie an 3 Tagen geschaut und finde sie unterhaltsam und eine gelungene Umsetzung der 70er Jahre Helden in die Gegenwart. Luke Cage und Iron Fist, die Antwort auf den 70er Jahre Kung-Fu Boom und der saubere „Schwarze“ mit dem stylischen Stirnband. Mein Gott, die 70er.
    Ich teile nicht die Meinung von chopps und finde diese Schöpfung genial.

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